New York Impressionen

Meine Frau ist ein Fan von Billy Joel. Den mag ich auch, war aber nicht unbedingt auf meiner musikalischen „to do“ – Liste der Live-Künstler die mir noch fehlen ( wie z.B. Peter Gabriel ).
Größter Wunsch meiner eindeutig besseren Hälfte: dem Joel seinen Billy mal eben live zu sehen. Schwierig, denn der alte Sack kann vielleicht noch Töchter zeugen, aber im Ausland auf Tournee zu gehen packt er nicht mehr. Tingelt nur noch in den Staaten rum und gibt einmal im Monat ein Konzert im Madison Square Garden, quasi seinem Hinterhof.
Was also tun?
Weihnachten es halt mal so richtig krachen lassen und meinem Schatz einen Reiseführer New York unter den Baum legen mit den Tickets.
Nein, billig war das nicht.

Die Monate zogen ins Land und immer näher kam der August-Termin mit 5 Tagen New York. Mich rechtzeitig um das ESTA-Visum gekümmert und halb belustigt, halb verzweifelt dies online sogar hingekriegt ( u.a. die Frage natürlich negativ beantwortet ob ich einen terroristischen Anschlag planen würde, obwohl ich den One World Tower nicht so ganz gelungen finde), Dollars und Reisestrümpfe besorgt – jaja, man(n) ist nicht mehr der Jüngste!
Etwas über 8 Stunden ging der Flug direkt ab Hamburg bis NY-Newark, dort mit dem Airtrain direkt nach Manhattan Penn Station und wie bei Google-Maps vor recherchiert sofort das Hotel gefunden, war gleich gegenüber.
Über das Hotel Pennsylvania werd ich kein Wort verlieren. Lage super, ansonsten hat sich dort seit der Landung der Wikinger nichts mehr getan renoviertechnisch.
Einchecken, Sachen auspacken und gleich raus in die Stadt. Wahnsinn.
Um die Ecke das Empire State Building, weiter hinten das Chrysler Building. Geil.
Die Straße hoch – die 7th Avenue – war der Time Square.
Alles wuselig, hoch, Fassaden zum Teil mit phantasievollen Ornamenten, der erste Tag nur Bilder, Bilder, Bilder im Kopf.

In den nächsten Tagen so viel abgearbeitet wie es halbwegs stressfrei geht. Mit der Metrowochenkarte zu 31 Dollar hatten wir auch freie Fahrt, waren in Coney Island und ich konnte in den Atlantik hüpfen, denn in New York war es für Mitte Augst schweinescheiße warm, besonders im Untergrund und wenn man in den Straßen an den Gebläsen der Klimaanlagen vorbeischlenderte. In Gebäuden und in der Subway wars dafür dann schweinescheißekalt, weil die Klimageräte bis zum Anschlag „Eskimo“ aufgedreht waren. Wir gönnten uns auch eine Sightseeingtour-Tour und ließen uns durch Manhattan rauf und runter kutschieren und durften auch auf einer Fährtour die üblichen Freiheitsstatuefotos schießen. Viel spannender waren die eigenen Erkundungstouren: Highline, Central Park, 5th Avenue mit seinen Einkaufshäusern ( ja, wir waren auch bei Tiffanys!Maceys sowieso *gähn*), Dakota-Building wo John Lennon erschossen wurde, Rockefeller-Center mit dem grandiosen Ausblick bei „Top of the Rocks“, und das alles weitgehend zu Fuß bis die Socken qualmten. Doch so erschlossen sich mir am besten die Kontraste, welche New York bietet: das quirlige Multikultigewimmel in den Straßen mit all dem Verkehr und den Abgasen, die alten und neuen Häuser in allen Größen und Formen, die grünen Oasen wie die Highline und der völlig verzauberte Central-Park, menschliches Leben in all seinen Facetten.Waren auch verdammt viel Deutsche in New York unterwegs.Schwaben. Die sind überall. Und am Flughafen eine Familie aus dem Raum Schleswig getroffen. Und allerhand Cellulite-Geschwader angesichts der warmen Temperaturen in allen – in wirklich allen – Gewichts- und Altersklassen, aber knapp bekleidet.
Nicht zu vergessen ein gutgelaunter Billy Joel der über zwei Stunden spielte im ausverkauften „Garden“. Die New Yorker lieben ihn, gingen ab wie Schmitz Katze bei seinen „alten“ Sachen („Allentown“, „New York State of mine“, „The Stranger“) und seine großen Hits kamen erst als Zugabe. Mein Schatz hatte Pippi in den Augen vor Glück und so muss das ja auch sein zuweilen in einer Beziehung.

So vieles auch nicht geschafft in den paar Tagen: kein Museum, Staten Island oder einen anderen Stadtteil erkunden war auch nicht möglich, auf dem Rückflug sah auch das Hinterland einladend aus und würde mich mal interessieren. Natürlich sind die New Yorker auch Abzocker – Softeis für sechs Dollar o.ä., aber – hüstel – wer sich in Istanbul hat abzocken lassen beim Anblick einer ollen Stele ist bestens vorbereitet für New York.

Zuhause den Jet-lag einigermaßen verarbeitet und am Montag in der Schleswiger Innenstadt gewesen … und echte Anpassungsschwierigkeiten gehabt wegen der Ödnis Angesichts der heimischen Fußgängerzone, nichts, was rempelt, dem man ausweichen musste und hinter der nächsten Ecke kein neues architektonisches Wunder sondern mehr was in Richtung verfallender Leerstand.
Aber: Softeis für 1,50 Euro.
Mit Streusel.
Ach, New York … seufz